Samstag, 19. Januar 2008

Wieso ist Feindschaft einfacher...

Wieso fällt es Menschen so schwer Freundschaften oder Beziehungen einzugehen? Und wieso ist es so einfach Feindschaften anzufangen? Und wieso wird diese Tatsache so einfach hingenommen und toleriert?

Feindschaft ist im Grunde auch eine sehr tiefe Bindung, die man mit jemand angeht, nur hat man seltsamerweise weniger Hemmungen. Es ist als würde man sich der Abneigung nie schämen im Gegensatz zu dem positiven Gefühl der Zuneigung. Man trägt es sogar demonstrativ vor sich hin, als wäre es eine Auszeichnung. In Feindschaft ist man immer bereit Zeit und Mühe zu investieren, weil es eine sichere Sache ist, als könnte man nicht verlieren. Als stünde nichts Wichtiges auf dem Spiel. Ein Ersatz für die Liebe, weil man nicht stark genug ist?

Es sind genauso starke Emotionen. Sie rauben einem den Schlaf oder verderben den Appetite. Sie können auch Herzklopfen verursachen, wenn man sich in den Hass zu sehr reinsteigert.

Aber es ist berechtigt, nicht? Man fühlt sich zum Beispiel nie wie ein Idiot, wenn man jemand nicht leiden kann, sondern sagt offen heraus seine Meinung und gut ist. Wie ein Idiot fühlt man sich nur, wenn man jemand die Liebe gesteht, oder die Zuneigung.

Man muss auch immer aufpassen, dass man es mit der Zuneigung nicht übertreibt, weil das Objekt der Begierde sich ja dann irgendwie gestört oder belästigt fühlen könnte und überhaupt gehört es sich nicht starke Gefühle zu zeigen, das ist doch übertrieben und fast immer fehl am Platz. Es sei den, es geht um Abneigung.

Wenn man bei dem Ausdruck der Abneigung auch noch höflich bleibt und sich an die Regeln des Erlaubten und Anerkannten hält und es trotzdem schafft den anderen besonders originell zu verletzten, dann ist man der Held.

Wieso wird es so hoch geschätzt, dass man seinen Gefühlen nicht nachgibt? Selbstbeherrschung. Nicht nur in Krisensituationen, sondern in jeder Lebenslage. 24x7. Hauptsache nicht auffallen, nicht aus der Reihe tanzen, nicht ausflippen, sich nicht von der grauen Masse abheben. Schon gar nicht negativ.

Starke Gefühle sind keine Entschuldigung, sie dürfen es nicht sein, das sind private Angelegenheiten, die muss jeder für sich ausmachen. Andere oder gar Außenstehende dürfen ja nicht damit belästigt werden, außer wenn es um Feindschaft geht, gegen die hat keiner was. Und wenn die Gegner ebenbürtig sind, genießt die ganze Umgebung mit Stolz diese unterhaltende Form der Kommunikation.

Let’s talk about making love...

Booth: Here we are, all of us, basically alone, separate creatures, circling each other, searching for a slightest hint for a real connection. Some looking in wrong places, some - they give up hope, just because in their mind they think: “hey, there is nobody out there for me”. But all of us, we keep trying over and over again. Why? Because every once in a while, every once in a while two people meet and there is this spark. And yes, Bones, he is handsome and she is beautiful, and maybe that is all they see at first. But making love? Making love – that’s when two people become one.

Bones: It is scientifically impossible for two objects to occupy the same space

Booth: Ya, but what’s important is, we try. And when we do it right, we get close.

Bones: To what? Breaking the laws of physics?

Booth: Yes, Bones, a miracle.

Ein dialog zwischen den Charakteren aus der Serie "Bones", Staffel 3, Episode 3
Autor: Josh Berman

Was suchen wir in anderen Menschen…

Was suchen wir in anderen Menschen? Was suchen wir in unseren Partnern, Freunden, in der eigener Familie und wenn wir schon dabei sind alle wichtigen Menschen zu erwähnen – in unseren Feinden? Vielleicht noch wichtigere Frage ist – wieso wir es tun? Wieso wir etwas in den anderen suchen brauchen, von ihnen haben wollen und sie nicht einfach nur mögen.

Gerade eben ging ich an einem Kiosk vorbei, da standen zwei Männer, wahrscheinlich mittleren Alters, ihre Gesichter waren schwer zu erkennen. Sie standen im Regen an einem Bahnhofskiosk, an einem Freitagabend, sahen ungepflegt und etwas abgerissen aus, sagten nichts zu einander. Sie sahen wie die Art Menschen, die man oft an den Bahnhöfen antrifft, die nirgendshin zu gehen scheinen, tagsüber unsichtbar sind und abends an den Bahnhöfen auftauchen. Ich frage mich immer wie sie wohl sind und ob da mehr hinter der Fassade steckt, aber ich nehme mir nie die Zeit es heraus zu finden, außerdem, und das ist mit Sicherheit teilweise einfach nur den Vorurteilen zu verdanken, habe ich einwenig Angst vor diesen seltsamen Gestalten.

Einer der Männer hat ein seltsames Geräusch gemacht, als ich an ihnen vorbei ging, das ich zuerst nicht identifizieren vermag. Er hat mir eine Art Luftkuss „zugeworfen“. Ich sah ihn an, fragend, er hat es wiederholt. Der andere hat gegrinst. Ich holte meine Zeitung und beobachtete die Männer einen kurzen Augenblick durch das Fenster.

Ich habe mich gefragt, was ihnen wohl dieses Verhalten bringt. Was suchen sie heute Nacht? Ärger? Unterhaltung? Wollen sie nicht heim? Warten sie auf ihren Dealer? Da sind wieder die Vorurteile.

Auf dem Weg nach Hause fing ich an darüber nachzudenken, was wir in anderen suchen. Wenn man sich mal einen Tag Zeit nimmt und sich ins Cafe setzt und einfach nur die Menschen beobachtet, sieht man viele interessante Dinge. Welche Männer welchen Frauen nachsehen und umgekehrt, wie die Beziehungsdynamik bei dem Paar am Nebentisch ist, wer vor welchem Schaufenster stehen bleibt.

Am zufriedensten sehen die Menschen mit Hunden und Frauen mit Kindern aus. Das sind übrigens auch die einzigen, die ihr Gegenüber auch ansehen, wenn es regnet. Menschen sehen einander seltsamerweise nie an, wenn es regnet. Noch ein Grund Regen zu mögen, man kann endlich allein sein, unbemerkt bleiben. Vielleicht haben diese Menschen in ihren Gegenüber etwas gefunden haben, was in anderen Beziehungen nicht möglich ist.

Pärchen, die vom weiten her harmonisch aussehen, kommen einem etwas gelangweilt und routiniert vor, wenn sie näher kommen.

Nur wenn ein älteres Paar mit einander lacht und so respektvoll und zärtlich sich an den Händen hält, vertraut aber immer noch scheinbar voller Aufregung sich gegenseitig ansieht, dann bleibt mir ein wenig die Luft weg. Sie wissen definitiv etwas, was nicht viele andere Menschen erfahren haben, nicht gefunden haben in dem anderen, in seinem Gegenüber.

Die suchende Blicke der Menschen und das Schweigen des Paares machen mich traurig.

Was suchen die Menschen in einander? Die Schönheit? Die Jugend? Die Macht oder Stärke? Die gleichen Interessen? Wieso gibt es so viele „unglückliche“ Menschen, die das was sie suchen nicht gefunden haben?

Können wir überhaupt selbst entscheiden was wir suchen oder ist es die Biologie, die Werbung, die vorherrschenden Schönheitsideale, die gesellschaftlichen Normen oder der eigene Lebensstil? Wo ich hinblicke, sehe ich Begrenzungen: von „du bist nicht mein Typ“ bis „ich bin Veganer und kann mit einem Vegetarier nichts anfangen“ ist alles dabei. Es mag jetzt nach einem billigen Witz klingen, ist aber todernst. Er verdient zu wenig Geld, sie geht am liebsten Einkaufen, er zieht sich zu schlecht an, sie kann so einen nirgendshin mitnehmen – das ist entscheidend. Und weiter geht’s mit den Begrenzungen: Raucher mag ich nicht, Nichtraucher mag ich nicht, sie lacht komisch, er hat die falschen Freunde, sie ist nicht ehrgeizig genug, er ist viel zu dominant, sie ist zu schrill, er ist unrockbar. Von kleinen Marotten bis zu großen Designermarken ist alles dabei und alles entscheidend. Es ist alles andere einfacher als den Menschen zu sehen oder zu erkennen. Und da ist da noch das Auge. Wir können von Fastfood und Fertigpackungen leben, wo der Inhalt gruseliger ist als das Aussehen, also wieso machen wir es auch in anderen Bereichen unseren Lebens? Was anspricht wird geschnappt, was durch den Suchoptimierten Filter von den Begrenzungen gekommen ist und auf der ersten Ergebnisseite gelandet ist – wird genommen, ausprobiert. Meistens wieder weggeworfen, weil die ganze Suche einfach nichts nützt. Wieso? Solange wir Begrenzungen haben, sehen wir nicht nur die anderen „zusammengefasst“, bereit und passend für eine Schublade, sondern stecken uns selbst rein. Immer bereit und passend.

Suchen wir das was uns selbst fehlt? Wer sucht sich noch einen gleichwertigen Partner, damit man es schön und aufregend miteinander hat? Jemanden, den man noch im Alter, nach all den Jahren von Höhen und Tiefen, von Enttäuschungen, Erfolgen und Veränderungen noch aufregend findet? Wer sucht nach jemandem, mit dem man alles teilen möchte – das Grosse und die Kleinigkeiten? Madonna sing – love is understanding. Was auch immer sie damit meint, die englische Sprache versteht darunter einiges: die Absprache, die Abmachung, die Einsicht, das Einvernehmen, die Intelligenz und schließlich das Verständnis.

Vielleicht ist es alles zusammen, vielleicht hat sie auch Unrecht. Vielleicht verstehe ich die alten Western nicht, weil sie ganz ohne Begrenzungen sind, ohne Labels, ohne Schubladen, wie ein weißes Blatt, nichts an dem man sich festhalten kann, weil da der lange Blick direkt in die Augen, das einzige Kriterium ist.

Suchen wir weil uns etwas fehlt oder weil wir etwas haben wollen, aus Überfluss? Was davon ist erbärmlicher?